top of page

An(ge)dacht...

Bild Pfr. Löber.jpg

„Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
(Dietrich Bonhoeffer)

​

Ich mag diese Worte. Sie begleiten mich fast mein ganzes Leben. Sie  haben mir immer dann gut getan, wenn ich vergessen hatte, dass Gott da ist - bei mir und in dieser Welt. Ich denke zurück an schwere Zeiten, die ich zu bestehen hatte. Da hat mir das Gottvertrauen Bonhoeffers, das  aus diesen schönen Worten spricht, Kraft und Mut geschenkt. Ich habe  gespürt, dass ich mit meinen Sorgen nicht alleine bin. Gott ist bei mir und hilft mir tragen. Und so widme ich diese Zeilen besonders allen Menschen, die es gerade schwer im Leben haben. Mögen Sie getrost und mit Zuversicht auf Ihrem Weg weitergehen.
Gerade im Blick auf die Zukunft stellen sich uns unwillkürlich viele Fragen. Werde ich gesund bleiben, oder, wenn ich krank bin, werde ich wieder gesund werden? Wie lange schaffe ich es noch, alleine in der

eigenen Wohnung zu leben? Wer wird für mich da sein, wenn ich auf Hilfe angewiesen sein werde? Manche sorgen sich um die Zukunft ihrer Ehe und fragen sich, ob sie die Kraft für einen Neuanfang haben werden.
Junge Menschen denken an ihren zukünftigen beruflichen Weg und ob ihnen gelingt, was sie sich vornehmen. Und dann die Sorgen um den Zustand unserer Welt. Wie werden sich die Konfliktherde weiter  entwickeln? Was kommt mit der Klimakrise noch alles auf uns zu?  Werden unsere Kinder und Enkel noch einen bewohnbaren Planeten haben?
Die Aufforderung, in allen Sorgen getrost zu erwarten, was kommen mag, bedeutet nicht, die Hände in den Schoß zu legen und die Dinge einfach kommen zu lassen. Vielmehr erwächst aus der Zuversicht, dass Gott
bei uns ist, der Mut, seine eigene und die Zukunft der Welt weiter zu gestalten.
Mut brauchte Dietrich Bonhoeffer selbst auch. Als er sein Gedicht im Dezember 1944 an seine Verlobte Maria von Wedemeyer schreibt, sitzt er im Gefängnis der Nazis und blickt einer ungewissen Zukunft entgegen.
Dennoch verliert er sein Gottvertrauen nicht. Im Gegenteil, er findet in seinem Glauben Halt und Zuversicht. Und da er nicht weiß, ob er  überhaupt noch einmal aus dem Gefängnis freikommt, legt er sein Schicksal in Gottes Hände. Kurz vor Kriegsende wird Bonhoeffer hingerichtet. Überlebende berichten, er sei in dem Moment
gefasst und ruhig gewesen. Gestorben ist er mit den Worten: "Das ist das Ende. Für mich aber der Beginn des Lebens."

 


Ihr Pfarrer Jochen Löber

bottom of page